Vom 4.-6. April befanden sich die Kirchenältesten der evangelischen Kirchengemeinden Hilsbach und Weiler auf Klausurtagung in der Freizeitstätte Michelsberg.
Im Miteinander-Gottesdienst am 13. April berichtete Timm Falter (Kirchenältester in Hilsbach) von der Klausurtagung – hier nun die „gedruckte“ Version.
[toggle type=“white“ title=“Übersicht aufklappen“ active=““]Zur besseren Übersicht ein kleiner Überblick; um direkt zu den einzelnen Punkten zu gelangen, einfach anklicken.Einleitung
Unsere Vision: Die Ortsgemeinde ist die Hoffnung der Welt
Der Türöffner: Die O.A.S.E.
Unsere Herausforderung: Kinder & Jugendliche
Unsere Herausforderung: Generationsübergreifende Begegnung
Unsere Herausforderung: Nachhaltige Angebote für O.A.S.E.-Besucher[/toggle]
Einleitung
Im Folgenden möchten wir einige Eindrücke von unserer Klausurtagung der Kirchenältesten schildern und aufzeigen, was uns bewegt, antreibt und motiviert.Da die meisten Kirchengemeinderats-Mitglieder absolute Frischlinge sind und noch nie an einer Klausurtagung teilgenommen hatten, waren wir absolut gespannt was uns dort so erwartet. Wir kannten ausschließlich die inhaltlichen Themen und wussten nur, dass es auf jeden Fall intensiv wird…
Und bevor es richtig losging, erfuhren wir am Ankunftsabend, dass das Ganze noch schwieriger werden sollte als gedacht: Es wurde verkündet, dass es vier Mahlzeiten am Tag und somit ca. alle zwei Stunden etwas zu essen geben sollte! Wir fragten uns: wann sollten wir also die ganze Arbeit machen? Aber man kann festhalten, dass wir diese Hürde meisterlich genommen und ganz selbstlos alle Mahlzeiten vollständig wahrgenommen haben!
Wir haben es dann doch geschafft, zwischen den Mahlzeiten zu arbeiten und als Fazit kann man drei Dinge festhalten:
- Es war intensiv, evtl. sogar noch intensiver als erwartet.
- Es war erfolgreich: wir sind weiter gekommen, als wir insgeheim gehofft hatten.
- Gott war immer mit uns! Wir hatten mehrfach kritische Punkte bzw. Phasen, in denen große Unklarheit bzw. Unsicherheit herrschte. Und hier hat Gott uns ganz klare Zeichen und Eingebungen gegeben, wodurch sofort alle gesagt haben: Das kann kein Zufall sein!!
Das bedeutet: Wir sind gestärkt aus der Klausurtagung herausgegangen, da wir alle gemerkt haben, dass wir auf dem richtigen Weg sind und Gott uns dabei führt und hilft!
Kommen wir nun zu den Inhalten und beginnen bei unserer Vision, die all unser Handeln bestimmen soll: In den ersten Monaten unserer Amtszeit haben wir viel darüber diskutiert und haben es erreicht, dass unsere Vision immer konkreter und greifbarer wurde. Letztendlich materialisierte sie sich in einer zentralen Aussage von Bill Hybles, dem Gründer der Willow Creek Church: „Die Ortsgemeinde ist die Hoffnung der Welt!“
Unsere Vision: Die Ortsgemeinde ist die Hoffnung der Welt
Die Aussage „Die Ortsgemeinde ist die Hoffnung der Welt“ bedeutet erst einmal im Umkehrschluss, dass die Hoffnung der Welt nicht die Politik oder irgendwelche zentralen Institutionen sind. Sie ist auch nicht der Fußball, obwohl Wochenende für Wochenende Millionen von Menschen mit Hoffnung auf den Anpfiff von Fußballspielen warten. Die Hoffnung der Welt sind auch nicht ausschließlich nur die „Vorzeige-Gemeinden“, wie man sie im Fernsehen sieht, sondern ist jede einzelne Ortsgemeinde. Und für uns konkret bedeutet das: die Ortsgemeinden Hilsbach und Weiler!
Jetzt stellt sich natürlich die Frage, wie eine Ortsgemeinde aussehen bzw. funktionieren muss, damit sie die Hoffnung der Welt sein kan. Die Antwort darauf findet sich – wie alle Antworten auf die wichtigsten Fragen des Lebens – in der Bibel. Und zwar konkret in der Apostelgeschichte:
Alle in der Gemeinde ließen sich regelmäßig von den Aposteln im Glauben unterweisen und lebten in enger Gemeinschaft,feierten das Abendmahl und beteten miteinander. Eine tiefe Ehrfurcht vor Gott erfüllte sie alle. Er wirkte durch die Apostel viele Zeichen und Wunder. Die Gläubigen lebtenwie in einer großen Familie. Was sie besaßen, gehörte ihnen gemeinsam. Wer ein Grundstück oder anderen Besitz hatte, verkaufte ihn und half mit dem Geld denen, die in Not waren. Täglich kamensie im Tempel zusammen und feierten in den Häusern das Abendmahl. In großer Freude und mit aufrichtigem Herzen trafen sie sich zu gemeinsamen Mahlzeiten. Sie lobten Gott und waren im ganzen Volk geachtet und anerkannt. Die Gemeinde wuchs mit jedem Tag, weil Gott viele Menschen rettete. (Apostelgeschichte 2, 42 – 47)
Welche zwei Voraussetzungen müssen also erfüllt sein, damit die Ortsgemeinde die Hoffnung der Welt sein kann?
- Der Ort muss Teil der Gemeinde sein, das heißt nicht nur Teile der Menschen im Ort, sondern alle Bereiche aus der Bevölkerung.
- Die Gemeinde muss Bestandteil des Alltags sein und zwar zentraler Bestandteil. Es reicht nicht, wenn man Gemeinde nur auf den Besuch der sonntäglichen Gottesdienste reduziert. Dies ist zwar auch wichtig, aber es muss vielmehr so sein, wie in der Apostelgeschichte beschrieben: Die Menschen müssen ihren Alltag, also ihr Freud und Leid teilen. Sie müssen gemeinsam unterwegs sein, sich Hilfestellung in Alltagsfragen geben können, sich gegenseitig unterstützen.
Und um diese zwei Voraussetzungen zu erfüllen, haben wir einen idealen Türöffner: Die O.A.S.E.
Der Türöffner: Die O.A.S.E.
In der O.A.S.E kommen in einem Abstand von vier Wochen teilweise mehr als 100 Menschen in einer Konstellation zusammen, wie man sie vermutlich nie in einem landeskirchlichen Gottesdienst erwartet hätte: Es sind alle Teile der Bevölkerung vertreten und zwar von Jung bis Alt. Speziell die hohe Anzahl von Kindern, Jugendlichen und jungen Familien ist absolut beeindruckend. Die meisten dieser O.A.S.E -Besucher hätten vermutlich vor 2-3 Jahren selbst nicht gedacht, dass sie so regelmäßig zu einem (landeskirchlichen) Gottesdienst gehen würden.
Unterm Strich kann man also sagen, dass wir in der O.A.S.E. primär genau die Menschen antreffen/abholen, die in der Vergangenheit keinen Zugang zu Kirche und Gemeinde gefunden haben!
Darüber hinaus haben die O.A.S.E Gottesdienste erste Grundzüge der von der Apostelgeschichte beschriebenen Gemeinde, nämlich die gefühlte Gemeinschaft und die aktivere Art, Glauben zu erleben (durch Aktionen/Dialog im Gottesdienst, Lieder/Lobpreis). Die O.A.S.E. ist eine einmalige Chance, die vermutlich in dieser Art und Weise nie wiederkommt!
Und wir wollen diese Chance nutzen, um unsere Gemeinden näher an das Ziel zu bringen, die Hoffnung der Welt zu sein.
Um diese Chance zu nutzen, sehen wir einige zentrale Herausforderungen, auf die im Folgenden näher eingegangen werden soll.
Unsere Herausforderung: Kinder & Jugendliche
Es gibt einige zentrale Gründe, warum Kinder und Jugendliche oberste Priorität genießen sollten: Zum einen sind die Kinderjahre die Entscheidenden, um zu einem nachhaltigen Glauben zu kommen. Das Alter, in dem Kinder am zugänglichsten für einen vorbehaltlosen Glauben sind, ist das Alter von 4-6 Jahren. Danach wird es immer schwieriger für einen Menschen, einen derartig tiefen Glauben zu entwickeln. Die Bedeutung dieses nachhaltigen Glaubens soll durch folgende „schockierenden“ Ergebnisse einer Studie untermauert werden:
Die renommierteste Studie (www.stickyfaith.org) in den U.S.A. im Bereich „Glauben“ hat folgendes Ergebnis geliefert: 50% der Jugendlichen, die die Schule beenden und anfangen zu studieren, driften von Gott weg. Mit anderen Worten: Jeder zweite Jugendliche, der anfängt zu studieren, entfernt sich von Gott. Und in Deutschland soll diese Zahl sogar noch höher sein!
Was würdet ihr sagen? Ist das akzeptabel? Können wir das verantworten? Wir als Kirchengemeinderat für Hilsbach und Weiler, haben eine klare Antwort drauf: Nein, das ist nicht akzeptabel!
Wir müssen etwas tun, um diesen Trend umzukehren!
Jetzt stellt sich natürlich die Frage: Wie lässt sich dieser Trend verändern bzw. umkehren?
Darauf gibt es nur eine Antwort: Kinder müssen in dieser Zeit bis zum Studium einen nachhaltigen Glauben entwickeln. Die Amerikaner sagen dazu „sticky faith“ und meinem damit einen Glauben, der haften oder kleben bleibt. Damit solche ein haftender bzw. klebriger Glauben entstehen kann, sind folgende Faktoren entscheidend:
- Wir benötigen altersgerechte Angebote, angefangen für Kinder im Kindergarten bis hin zum Schulende! Aus diesem Grund ist die Einstellung eines Jugendreferenten ein ganz zentraler Punkt. Denn nur so können wir es hinbekommen, flächendeckend altersgerechte und hochwertige Angebote zu realisieren. Dies beginnt beim Kindergottesdienst (in dem wir durchgängig spezielle Angebote jeweils für Kindergarten- und Schulkinder benötigen) und geht über Jungschar, Teenkreis, Konfi-Unterricht bis hin zum Jugendtreff.
- Der zweite Faktor, einen haftenden bzw. klebrigen Glauben zu entwickeln, ist eine leidenschaftliche Gemeinde und ein gelebter Glaube. Und hier schließt sich der Kreis: Der beste Weg zu einer leidenschaftlichen Gemeinde sind leidenschaftliche Kinder und Jugendliche. Denn leidenschaftliche Kinder werden in ein paar Jahren zu leidenschaftlichen Jugendlichen und leidenschaftliche Jugendliche zu leidenschaftlichen Erwachsenen.
[dropcaps]→ [/dropcaps]Und so kann über die Zeit eine leidenschaftliche Gemeinde „von unten“ entstehen! - Der dritte und der laut der eben erwähnten Studie wichtigste Punkt, um einen haftenden bzw. klebrigen Glauben zu entwickeln, sind generationsübergreifende Anbetung und Begegnungen. Und damit wären wir bei der zweiten Herausforderung
Unsere Herausforderung: Generationsübergreifende Begegnung
Um diesen haftenden/klebrigen Glauben über generationsübergreifende Anbetung und Begegnungen zu etablieren, müssen wir Angebote und auch die „geistige Einstellung“ schaffen, dass „Jung & Alt“ kein „Nebeneinander“, sondern ein „Miteinander“ wird. Und das gilt nicht nur speziell für die Gottesdienste, sondern ganz besonders für den Alltag. Es geht beispielsweise darum, eine „Oma/Opa-Enkel“-Beziehung aufzubauen, die beiden Seiten Kraft und Selbstbewusstsein gibt. Jeder, der selbst Oma/Opa ist bzw. Elternteil und sieht, wie die eigenen Kinder mit ihren Omas/Opas umgehen, der weiß, wie gut das beiden Seiten tut!
[dropcaps] → [/dropcaps] Daher beschäftigen wir uns im Kirchengemeinderat intensiv mit der Frage: „Wie können wir das auch in unseren Gemeinden hinbekommen?“
Unsere Herausforderung: Nachhaltige Angebote für O.A.S.E.-Besucher
Trotz aller Euphorie über die heutige O.A.S.E. müssen wir sachlich feststellen, dass die O.A.S.E. sehr stark von ihrem Event-Charakter dominiert wird und immer noch zu einem großen Teil „konsumiert“ wird. Mit anderen Worten: Die O.A.S.E. ist ein erstklassiger Startpunkt und der eben beschriebene Türöffner. Aber sie ist alleine nicht ausreichend, einen nachhaltigen Glauben zu entwickeln. Daher müssen wir uns überlegen, wie wir hier den nächsten Schritt gehen können und weitere Angebote schaffen können, die die Grundzüge der O.A.S.E. beibehalten (also das, was Menschen anspricht), aber Menschen nachhaltiger im Glauben wachsen lässt.
Dies können ansprechendere Gottesdienste sein aber auch Möglichkeiten für Begegnungen, Gespräche und Wachstum.
Um also unsere Ortsgemeinden in Hilsbach und Weiler zur Hoffnung der Welt machen zu können, arbeiten wir im Kirchengemeinderat intensiv an diesen drei Herausforderungen. Wir werden euch in den nächsten Wochen über konkrete Entscheidungen und Ideen informieren, wie wir diesen Weg beschreiten wollen. Auf der anderen Seite sind wir über jegliche Anregungen und Unterstützung von euch dankbar!
Schließen möchten wir die Zusammenfassung mit einem Zität von John Ortberg (der u.a. Autor des Bestsellers „Der Weltbeweger“ ist):
Ihr Deutschen baut die besten Autos der Welt! Warum baut ihr nicht auch die besten Ortsgemeinden der Welt?